WiYou.de - Ausgabe 01/2024

Berufe in der Industrie 10 Peng! Sie drücken auf einen großen roten Knopf und schon fällt ein Hochhaus in sich zusammen. Das ist alles, oder? Tatsächlich gehört noch viel mehr zum Job eines Sprengmeisters. Ulrike Matthes ist Sprengberechtigte – so heißt der Beruf offiziell – bei der Thüringer Sprenggesellschaft in Kaulsdorf und erzählt, was noch alles dahintersteckt und warum die Vorbereitung für eine Sprengung häufig mehrere Wochen dauert. Warum sind Sie Sprengingenieurin geworden? Ich bin durch Umwege zu meinem Beruf gekommen, denn Sprengingenieurin zu werden, war überhaupt nicht mein Plan. Ich habe an der Bauhaus Universität in Weimar Management für Bau, Immobilien und Infrastruktur studiert und bin Diplom-Ingenieurin. Eigentlich wollte ich in meinem Beruf etwas erschaffen und nicht zu Fall bringen. Aber in Sprengkreisen sagen wir immer: „Wir schaffen Platz für Neues“. 2013 habe ich mich beruflich umorientiert und bin über eine Personalfirma zur Thüringer Sprenggesellschaft gekommen, da dort jemand mit ingenieurstechnischen Kenntnissen gesucht wurde. Was machen Sie in Ihrem Beruf? In meinem Job geht es um alles von der Planung bis hin zur Ausführung einer Sprengung. Wir erhalten meist von Abbruchunternehmen oder von öffentlichen Auftraggebern eine Anfrage, die wir erstmal prüfen, anschließend kalkulieren und ein Angebot erstellen. Bei größeren Sprengungen arbeiten wir mit Ingenieurbüros und Abbruchstatikern zusammen, die uns eine sogenannte Sprengstatik und Ausführungsplanung erstellen. Das ist unsere Arbeitsgrundlage, womit wir unsere Sprengung planen. Die Ausführungsplanung gibt uns unter anderemvor, welche Bereiche gesprengt werden müssen. Wir planen dann das Sprengverfahren, berechnen den notwendigen Sprengstoffbedarf und erstellen eine Zündplanung. Letztes Jahr haben wir zum Beispiel in Leipzig einen 170Meter hohen Schornstein über eine Dreifachfaltung sprengtechnisch niedergeführt. Dieser ist wie ein Zollstock ineinander zusammengefallen. Heutzutage gehört aber auch viel Organisatorisches dazu. Neben der Erstellung von Gefährdungsbeurteilungen werden in Behördenrunden und Beratungsterminen Absperrbereiche festgelegt, notwendige Platz für Neues schaffen Spreng- berech- tigter (m/w/d) Beim Sprengen ist Teamwork sehr wichtig. Ulrike Matthes und ihre Kollegen müssen sich immer aufeinander verlassen können.

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