WiYou.de - Ausgabe 01/2024

WiYou . Wirtschaft und Du . Ausgabe 1-2024 Interview: Sandra Böhm, Fotos: Matthäi Bauunternehmen Evakuierungen besprochen und Anliegerinformationsveranstaltungen geplant. Ist der Beruf gefährlich? Nein. Wir sind alle so ausgebildet, dass wir wissen, wie wir mit Sprengstoff umzugehen haben. Außerdem sind die Sprengstoffe und Zündmittel alle handhabungssicher. Und ist er körperlich anstrengend? Ja. Es ist wie auf dem Bau. Wenn ich Sprengberechtigter werden möchte, muss mir bewusst sein, dass es gefühlte 40 Grad Celsius in einem Steinbruch sein können oder im Winter auch mal Minusgrade. Das sind aber nur einzelne Momente und wir sind entsprechend der Witterung gekleidet. Bei Abbruchsprengungen, also der Sprengung von Bauwerken, müssen wir die Bohrlöcher, in die der Sprengstoff dann eingebracht wird, selbst bohren. Das muss man schaffen. Ganz wichtig ist auch, dass man keine Höhenangst hat, denn gerade bei einem Schornstein müssen wir auch mal auf 120 Meter Höhe. Was gefällt Ihnen ammeisten? Die Abwechslung und dass der Beruf so kommunikativ ist. Es ist Teamwork, denn eine einzelne Person macht keine Sprengung aus – weder der, der am Ende den Knopf drückt, noch der, der den Befehl zur Sprengung erteilt. Am Ende ist es auch die Herausforderung und das Erfolgserlebnis, So wirst du Sprengmeister Wenn du Sprengberechtigter werden willst, musst du mindestens 18 Jahre alt sein und solltest eine technische Ausbildung haben. Zuerst musst du als Sprenghelfer in einer Spezialfirma arbeiten und dort nachweisen, dass du an mindestens 50 Sprengungen teilgenommen hast. Im Anschluss absolvierst du, wenn du mindestens 21 Jahre alt bist, berufsbegleitend Grund- und Sonderlehrgänge an einer Sprengschule. Ganz wichtig ist, dass du eine weiße Weste hast. Denn: Spätestens zum Lehrgangsbeginn musst du eine sogenannte Unbedenklichkeitsbescheinigung vorlegen. wenn man sieht, dass die Sprengung so verläuft wir geplant. Man lernt immer wieder dazu, denn jede Sprengung ist einmalig. Was sind die größten Herausforderungen? Am herausforderndsten ist, alles so zu koordinieren, dass es am Ende wie geplant funktioniert. Zum einen muss die Sprengung funktionieren, aber auch die Absicherung und Absperrung müssen passen, sodass keine fremden Personen in den Gefährdungsbereich hineingehen. Eine ganz große Herausforderung ist, wenn man enge (zeitliche) Vorgaben hat – zum Beispiel, wenn die Deutsche Bahn mit ins Spiel kommt: Wenn wir etwas in der Nähe von Bahngleisen sprengen und sie uns ein enges Zeitfenster vorgibt, darf wirklich nichts dazwischenkommen. Welche war Ihre einprägsamste Sprengung? Eine Sprengung, die für mich sehr einprägsam war, war meine erste Sprengung einerWindkraftanlage als Sprenghelfer. Ich weiß noch, wie wir den Stahlturm gesprengt haben … und es ist nichts passiert. Er stand, wie er stand. Dann erst ist er richtig langsam angekippt. Aber das war normal, ich wusste es nur nicht. Ich dachte, wir sprengen jetzt, es knallt und dann fällt er um. Aber bevor dieser Turm in Bewegung gekommen und über den Schwerpunkt gekippt ist, hat das ein bisschen gedauert. Haben Sie eine „Berufsmacke“? Eigentlich nicht. Aber was man vielleicht sagen kann, ist, dass ich früher in den Urlaub gefahren bin und mir die Landschaft angeschaut habe. Jetzt fahre ich mit meiner Familie weg und sage: „Guckt mal, da steht ja noch ein Schornstein. Den könnte man aber schön sprengen.“ Berufe in der Industrie 2023 hat die Thüringer Sprenggesellschaft diesen 170-Meter-Schornstein in Leipzig erfolgreich gesprengt. 11

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