WiYou.de - Ausgabe 01/2024

WiYou . Wirtschaft und Du . Ausgabe 1-2024 Foto: Stiftung Jugend forscht e.V. Aus Thüringen in die Welt 5 technik angeboten. Dadurch verstehe ich die fundamentalen Zusammenhänge der Materialien und kann das Wissen aber auch anwenden. Für meinen Master in Materialwissenschaften bin ich nach Zürich gewechselt, weil ich mir dort die Module sehr flexibel zusammenstellen konnte und mich besser an meiner Schnittstelle zwischen Physik und Elektrotechnik weiterentwickeln konnte. Aber nach deinem erstenMasterabschluss hast du weiterstudiert. Warum? Einerseits wollte ich nochmal im englischsprachigen Ausland studieren, denn viele meiner Freunde haben das gemacht und ich wollte auch diese Erfahrung machen. Andererseits haben zwei Freunde schon während meines Masters zu mir gesagt, ich solle mit meiner Technologie ein Startup gründen. Ich hatte zwar keine Business-Erfahrung, aber warum nicht? Aber in dem Prozess habe ich gemerkt, dass es große Markteintrittsbarrieren gibt, die den Schritt vom Labor auf den Markt stark erschweren. Also habe ich mir gedacht, die Technologie ist so cool, aber jetzt scheitert es am Business-Modell? Das kann nicht sein, ich brauche Wissen und Erfahrungen aus dem Business-Bereich, um tatsächlich zukünftig Technologien entwickeln zu können, die das Labor verlassen. Wie ging es dann weiter? Ich habe mich an der Imperial College Business School in London für ein Business Analytics Programm eingeschrieben, um den Business-Teil zu lernen. Ich dachte, dort lerne ich, wie ich datengetrieben BusinessEntscheidungen treffen kann, aber wie sich herausgestellt hat, war das eigentlich ein Data-Science-Programm, was mir Machine Learning (Teilbereich der Künstlichen Intelligenz) beigebracht hat. Also habe ich mich ungeplant im Informatik-Bereich weitergebildet und einen komplett neuen Satz an Fähigkeiten gelernt. In dem einjährigen Master mussten wir auch ein Praktikummachen und dafür bin ich zurück nach Zürich, um in einer Unternehmensberatungsfirma zu arbeiten. Danach wollte ich aber mein Data-Science-Skill-Set erweitern und habe bei einer anderen Unternehmensberatungsfirma angefangen. Dort ist der Karriereweg so, dass man nach den ersten Jahren Berufserfahrung, nochmal raus zum Studieren geht. Seitdem studiere ich in einem sogenannten „Professional Degree Program“ am Massachusetts Institute of Technology (MIT) in Boston. Das ist ein Programm, das einen darauf vorbereitet Führungskraft zu werden. Hättest du dir als Schülerin vorstellen können, dass du mal in den USA studierst und lebst? Für mich war sehr lange nicht klar, was ich studieren möchte. Ich wusste, es sollte was Technisches sein, aber wusste nicht genau, was. Aber dass ich mal amMIT studieren werde, hätte ich nie gedacht. Das war nach dem Abitur gar nicht vorstellbar. Du engagierst dich auch imVerein Legatum, der das Ziel hat, junge Menschen aus den neuen Bundesländern in ihrer akademischen und beruflichen Laufbahn zu unterstützen. Warum? Wenn ich mir meinen eigenenWeg anschaue, war der sehr stark von den Vorbildern um mich herum geprägt. Ohne die Spezialklasse an der Goetheschule hätte ich wahrscheinlich nicht an Jugend forscht teilgenommen. Und durch Jugend forscht bin ich in ein Netzwerk aus jungen Leuten gekommen, die spannende Sachen machen. Einige haben in Zürich studiert, also hat mich das inspiriert, das auch zu machen. Seit meinem Bachelor wurde und werde ich häufig durch unterschiedliche Stipendien gefördert. Dabei fällt mir auf, dass ich häufig die Einzige oder eine von wenigen aus den neuen Bundesländern bin – und das mehr als 30 Jahre nach der Wiedervereinigung. Es gibt einfach strukturelle Unterschiede und ich habe gemerkt, dass es in den neuen Bundesländern an Vorbildern fehlt. Deswegen war ich für zwei Jahre Leiterin des Mentorenprojekts für Schüler bei Legatum. Das musste ich zwar inzwischen wegen der Zeitverschiebung abgeben, aber ich bin weiterhin Mentorin für einzelne Schüler und Schülerinnen. Was würdest du allen Schülern gern mit auf denWeg geben? Es ist OK, wenn man nicht genau weiß, was man machen möchte und es einfach mal ausprobiert. Und es ist auch OK, wenn man nicht den Standardweg einschlägt. 2010 hat Linn Bieske an ihrem ersten Jugend-forscht-Wettbewerb teilgenommen und untersucht, welche Materialien die elektromagnetische Strahlung von elektronischen Geräten am wirkungsvollsten dämpfen können. Für die damalige Schülerin der Goetheschule in Ilmenau setzte der Wettbewerb den Grundstein für ihre Karriere. Inzwischen hat sie Studienabschlüsse der RWTH Aachen, ETH Zürich, Imperial College Business School in London sowie der Harvard Kennedy School in Cambridge (Massachusetts) und studiert derzeit am MIT in Boston. Linns Steckbrief

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